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Naive Kunst aus Altenburg

In den Gemäldedepots und in der Graphischen Sammlung des Lindenau-Museums Altenburg werden seit vielen Jahren Werke von vier Menschen gesammelt, die in Altenburg gelebt haben bzw. noch leben und die wir als „naive Maler“ bezeichnen.

Es sind dies:

der Bergmann Emil Klinger (1893–1972),

die Staffiererin Helene Händel (1899–1979),

der Schuhmacher Ernst Ehm (1912–1984)

und Ulrich Pröhl (geb. 1955).

 

Bilder von Emil Klinger und Ernst Ehm können Sie in dieser Präsentation in den Geschäftsräumen der Ewa betrachten.

 

Das Wort naiv, das man für diese Art von bildender Kunst gefunden hat, stammt aus dem Lateinischen „nativus“ und bedeutet angeboren, ursprünglich, natürlich. Wir verstehen noch heute unter naiv alles Natürliche, Kindlich-Unbefangene, Offenherzige – Interpretationen, die sich auch auf das Phänomen der naiven Malerei anwenden lassen.

Wunsch und Wirklichkeit, Träumen und Sehen, Vergangenheit und Gegenwart durchdringen und überlagern sich in der Welt dieser Künstler.

 

Emil Klinger vermochte, sich mit seinen Reminiszenzen an Volksfeste und Paraden, Darstellungen von Festen und Feiern  und den vielen detailgetreuen Kleinigkeiten die Welt immer wieder für sich selber neu zu erschaffen. Behutsam fügte er Häuser, Straßen, Plätze und Gassen seiner Heimatstadt in seine Bilderordnung ein.

 

Die Leuchtkraft der Bilder von Ernst Ehm wirkt besonders anziehend. Mit Farben und Formen zaubert er große bunte Blumensträuße und Kinderporträts von herbem Charme.

 

Emil Klinger

Geboren am 30. Juni 1893 in Fichtenhainichen bei Rositz

Gestorben am 23. Oktober 1972 in Altenburg

 

Der Sohn eines Leinewebers, der in der Altenburger Region im Bergbau Arbeit fand, hatte schon als Schüler eine kindliche Freude am Zeichnen, ohne darin gefördert zu werden. Nach Jahren der Wanderschaft, die ihn bis an die Nordsee führte, kehrte Klinger zurück in seine Heimat, um sich ebenfalls als Bergarbeiter zu verdingen.

Noch vor der Inflation hatte Emil Klinger an der Neuen Sorge ein kleines Haus gekauft, dessen Zimmer sich im Laufe der Jahre mit seinen Bildern füllten. Als er in Rente ging, wurde Malen für ihn zum Lebensmittelpunkt. Seine höchst originellen, vielfältigen Bilderwelten zeigen dem Betrachter Straßen und Plätze, wichtige Gebäude und malerische Viertel seiner Heimat, Blumen in allen Variationen, Feste, aber auch voller Sinnenfreude gemalte Huldigungen an die weibliche Schönheit. Oftmals auf beiden Seiten eines Malgrundes!

 

Das hier dargestellte Lindenau-Museum im Altenburger Schlosspark ist ein großartiges Beispiel von Klingers phantasievoller Malkunst.

 

Emil Klinger: Das Lindenau-Museum, 1966, Öl

 

Ernst Ehm

Geboren am 22.10.1912 in Görkau

Gestorben am 15. Juni 1884 in Altenburg

 

Der Sohn eines Försters ist in Böhmen aufgewachsen und erlernte den Beruf eines Weißgerbers. Eine schwere Krankheit führte in jungen Jahren zu einer rechtsseitigen Körperlähmung. Als Ehm seine Frau kennen lernte, übersiedelte er ins Altenburger Land und arbeitete zuletzt als Schuhmacher.

Seine Frau Auguste war es auch, die ihn an seine Liebe zum Malen erinnerte und aufforderte, etwas gegen die kahlen Wände in der Wohnung zu unternehmen.

Ehm dienten Postkarten, alte Fotos, Skizzen aus der Natur als Vorlagen für seine auf Pappe, Sperrholz, Stoff und Leinwand gemalten Bilder.

Ab 1957 malte er in einem Volkskunstzirkel.

Die Freizeitgestaltung mit diesen Gleichgesinnten hat er auch auf diesem wunderbaren Bild dargestellt – auch sich selbst mit seiner Tochter (unten links).

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